Digitale Brandvermeidung in Sägewerken
Digitale Brandvermeidung in Sägewerken
Vorstellung des Pilotprojekts
Die Versicherung von Sägewerken stellt aufgrund der latenten Brandgefahr ein hohes Risiko für beide Seiten, Versicherer und Versicherungsnehmer, dar. Die nach jedem Brand ansteigenden Versicherungsprämien sowie das Risiko eines langfristigen Produktionsausfalls, selbst beim versicherten Brandfall, stellen für die Sägewerksbesitzer eine existenzielle Gefahr dar, wie auch Sägewerksbesitzer Traugott Reichert nach dem letzten Brand 2018 erfahren musste.
“Wie wäre es, nicht den Brandschaden zu versichern, sondern am Nutzen zu partizipieren”
Michael Köhnlein
Die Idee, das Geschäftsmodell der Versicherer von der reinen Schadenversicherung zum Risikomanagement und damit möglichst zur Schadenvermeidung, zu wandeln, kam durch die Zusammenarbeit mit dem Ferdinand-Steinbeis-Institut und den obengenannten Partnern zustande. Der Versicherer wird dabei zum Partner in einem Ökosystem bestehend aus einem Sägewerk, Technologie- und einem Plattformanbieter. Über unterschiedliche Sensoren werden neuralgische Punkte der Anlage dauerhaft überwacht. Durch das frühzeitige Feststellen von Anomalien der Temperatur oder anderer Parameter können Alarme ausgelöst, rechtzeitig Maßnahmen ergriffen und so das Brandrisiko in Sägewerken signifikant gesenkt werden.
Bei der Vorstellung des Pilotprojekts im Sägewerk Braun konnten sich die anwesenden Sägewerksbesitzer von der schnellen und einfachen Installation der Sensorik vor Ort überzeugen. Thilo Heffner (Geschäftsführer von Efficiency Systems) erklärte das aus dem Forschungsprojekt entwickelte DAPONA System. Daniel Eberhardt, Geschäftsführer von Riskcona, ging auf die risikomindernde Funktion des Systems ein und stellte sich den Fragen zur Versicherbarkeit von Sägewerken.
„DAPONA“ basiert auf einer offenen Architektur und funktioniert generell mit allen Sensoren, die über Internetkonnektivität verfügen. Die Implementierung ist äußerst flexibel: Die Daten können z.B. per WLAN, LoRa-WAN oder NB-IoT übermittelt werden, zur Anbindung kann beispielsweise eine REST API oder MQTT genutzt werden. Der konkrete Nutzen des DAPONA-Systems liegt in einer dauerhaften Überwachung der Anlagen. Je nach Sensor können hierbei unterschiedlichste Zustände überwacht werden, neben der Temperatur auch Schwingungen, Geräusche, Füllstände, Stromverbrauch und -ausfall, Wassereintritt, Feuchtigkeit, CO2 und vieles mehr. Anhand dieser Überwachung können also z.B. potentielle Brände oder Löschwasserschäden vermieden werden. Auch weitere Szenarien wie Feuchtigkeitsmonitoring werden testweise bereits umgesetzt.
Ziel ist es, das DAPONA-System auf möglichst viele Sägewerke auszuweiten, um in einem weiteren Schritt das digitale Abbild der Anlagen im Sägewerk Braun mit weiteren digitalen Abbildern zu verknüpfen und die Daten daraus gemeinschaftlich zu nutzen. Als digitales Abbild verstehen wir am Ferdinand-Steinbeis-Institut das Abbilden von realen Zuständen in der Virtualität. Für das digitale Abbild einer Bandsäge im Anwendungsfall Risikomanagement sind beispielsweise Temperatur, Schwingung und Stromaufnahme relevante Zustände. Durch das Teilen der digitalen Abbilder in einem kooperativen Datenraum können Analysen optimiert und Risiken minimiert werden. Teilt man mehrere digitale Abbilder in einem solchen kooperativen Datenraum, kann dies in einem weiteren Schritt z.B. auch für künstliche Intelligenz (KI) nutzbar gemacht und das Risikomanagement im Sägewerk weiter verbessert werden.