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Evolutionary Theory in Social Science

Evolutionary Theory in Social Science

Prof. Fioretti zu Gast am Ferdinand-Steinbeis-Institut

Während der vorlesungsfreien Zeit präsentierte Prof. Guido Fioretti von der Universität Bologna im Sommer 2021 seine aktuellen Forschungsaktivitäten zum Thema ‚Evolutionary Theory in Social Science‘ am Ferdinand-Steinbeis-Institut in Stuttgart. Prof. Fioretti war für mehrere Monate Gastprofessor am Institut für Volkswirtschaftslehre und Innovationsökonomik von Prof. Dr. Andreas Pyka an der Universität Hohenheim und ist stets ein gern gesehener Gast am Ferdinand-Steinbeis-Institut und der Steinbeis Angewandte Systemanalyse GmbH.

 

Prof. Fioretti ist ‚Lecturer of Organization Science‘ an der Universität Bologna im Department Management Science. Seine Forschungsarbeiten beziehen sich auf die Modellierung sozialer und kognitiver Prozesse bei individuellen und kollektiven Entscheidungsprozessen. Dabei kommen agentenbasierte Modelle, Methoden der mathematischen Netzwerkanalyse, neuronale Netzwerke und kognitive Karten zum Einsatz. Viel diskutiert wurde über ‚Spandrel‘ – ein Phänomen, bei dem eine große ökologische Veränderung aufkommt, die als Nebenprodukt entstanden ist und in zunächst unbestimmten Bereichen unerwartete Gewinne oder Nutzen generiert. So lassen sich nach dem Veränderungsprozess Verlierer und Gewinner ausmachen. Allerdings ist die Veränderung an sich nicht wie angedacht eingetreten, sondern es kam zu einem nichtadaptiven Nebenprodukt.

Ein Beispiel hierfür stellt der Computer dar. Ursprünglich als Rechenmaschine erfunden, wird er heutzutage auch für andere Zwecke, wie Spiele und oder ähnliches verwendet. Dies nennt man Exaptation. So entsteht eine neue Funktion, weil sie als Mutante des ursprünglichen Produkts einen Nutzen stiftet (Nutzengewinn). Ein weiteres Beispiel sind P2P-Technologien, die den Musikmarkt nicht zerstört haben, weil diese Zerstörung ihren Erfindern zugutekam. Als der Verkauf von Musik vor einiger Zeit schwieriger wurde, begannen einige Künstler mit dem Verkauf einer vorgefertigten Musikauswahl. Auch wenn man es unter dem Schumpeterschen Etikett einer „kreativen Zerstörung“ subsumieren mag, geht es darum, dass die Zerstörung zuerst kommt, und die kreative Zerstörung neuartige Märkte erzeugt und nicht umgekehrt. Diese Thesen haben zu kontroversen und langen Debatten geführt und Fragen der Modellierung dieser Prozesse aufgeworfen.

Wir sind gespannt wie es weiter geht und freuen uns auf die weiteren Forschungsergebnisse von Prof. Fioretti.